BETRIFFT: Artikel: Kreis will bei Umsetzung keine Zeit verlieren« vom 12. August
Dank der Veröffentlichungen im Schwarzwälder Boten ist nun endlich eine öffentliche Auseinandersetzung über das Schicksal des Calwer Krankenhauses und die zukünftige stationäre Gesundheitsversorgung der Bevölkerung im näheren Umkreis von Calw möglich und notwendig. Der Leserbrief von Frau Irmhild Mannsfeld belegt, dass bisher nicht einmal der Calwer Gemeinderat über wichtige Details der Krankenhausplanungen informiert war.
Geplant sind demnach für den »Gebäudekomplex« insgesamt »135 Pflegebetten«, davon unter anderem »66 für die Innere Medizin, 9 für die Allgemeinchirurgie, 23 für Unfallchirurgie und Orthopädie (..) und eines für Hals-Nasen-Ohren«, weiterhin »vier Betten für die Intensivmedizin und für die Überwachung ebenfalls vier Betten«.
Jedem, der mit der modernen Medizin vertraut ist, ist klar, dass mit diesen geringen Bettenkontingenten keine Medizin betrieben werden kann, die die heutigen technischen und menschlichen medizinischen Möglichkeiten nur annähernd nutzt. Das heißt: Das neue Krankenhaus könnte so für manchen Patienten zu einer (tödlichen) Gefahr werden. Wenn man in zu kleinen stationären Abteilungen wirklich gute Medizin betreiben wollte, dann würde dies pro Bett so teuer, dass niemand die Kosten tragen würde!
Das ganze Projekt macht mir — unter fachlichen Gesichtspunkten — eher den Eindruck eines Etikettenschwindels. Im Bericht ist dann auch nicht die Rede von »Krankenhausbetten«, sondern von »Pflegebetten«. Es ist zu befürchten, dass aus dem Kreiskrankenhaus eine Pflegestation für geriatrische Patienten auf hohem Niveau wird.
Ein besonders wichtiger Gesichtspunkt bei jeder heutigen Krankenhausplanung ist die Versorgung mit qualifizierten Ärzten, die gut ausgebildet und außerdem der deutschen Sprache mächtig sind. Erfahrungsgemäß lassen sich diese Arzte nicht mehr an kleinen Krankenhäuser verpflichten, die auf dem Niveau von Pflegestationen betrieben werden.
Fazit:
- Der geplante Krankenhausneubau lässt eine Nutzung als Krankenhaus der Regelversorgung meines Erachtens nach nicht zu. Eine Nutzung als Pflegestation für Patienten, für die intensivmedizinische Maßnahmen nicht mehr infrage kommen, scheint möglich.
- Die Betten können auch als Belegbetten für kleinere diagnostische und therapeutische Eingriffe durch niedergelassene Fachärzte genutzt werden.
- Bei der Planung scheinen grundsätzliche demokratische Spielregeln außer Kraft gesetzt worden zu sein. Auch hier besteht Nachbesserungsbedarf.
Dr. Ralf Johnen, Calw
Schwarzwälder Bote