Althengstett/Calw. Diese Gelegenheit wollte Lothar Kante nicht verstreichen lassen: Der Althengstetter Gemeinde- und Kreisrat (SPD) nutzte in der jüngsten Ratssitzung seine Haushaltsrede, um auf das Thema Krankenhausversorgung einzugehen: »Das ist eigentlich ein Kreisthema, von dem Althengstett aber unmittelbar, auch haushaltswirksam, betroffen ist«.
Flott dahin formuliert: Wenn man die Berichterstattung und die Leserbriefe in den vergangenen Monaten verfolge, werde klar, dass eine Versachlichung der Diskussion dringend geboten sei. »Bei aller Unterschiedlichkeit der Interessen über alle Fraktionen hinweg, ich kenne niemanden im Kreistag, der etwas anderes will, als eine wohnortnahe, qualitativ leistungsfähige Notfallversorgung einschließlich einer guten klinischen Grundversorgung für die Bevölkerung im Kreis Calw«, äußerte sich Kante. Wer – wie geschehen – mit flott dahin formulierten Zahlen polemisch pauschal unterstelle, die im Kreistag seien blind, hätten nichts verstanden, würden Millionen Steuergelder in den Sand setzen, um Grund- und Bodenspekulanten zu begünstigen, der mache es sich wirklich zu einfach.
»Wer die Vorstellung verbreitet, das Calwer Krankenhaus sei doch ›altbewährt‹, das kann man praktisch so lassen, den verweise ich auf den riesigen Abmangel der Kliniken. Es waren zuletzt wieder über sechs Millionen Euro, und die Prognose zeigt nicht, dass es weniger wird.« Althengstett sei allein dafür mit mindestens 350 000 Euro dabei, den millionenschweren Investitionsbedarf noch nicht einmal berücksichtigt. »Das kann ich nicht als ›bewährt‹ bezeichnen, hier muss es heißen, so kann das nicht weitergehen«, betonte der Gemeinde- und Kreisrat. Es sei sehr zu begrüßen, wenn Bürger sich mit der Materie sachlich auseinandersetzen, sich informieren und dann konstruktive Anregungen in die Diskussion einwerfen.
Das optimale Klinikmodell zu entwerfen, sei alles andere als trivial. Es gehe nicht ohne Kompromisse, einen Königsweg gebe es nicht. Man hat sich laut Kante nach langer Debatte bewusst für ein Krankenhaus an zwei Standorten entschieden. Es seien bisher keine neuen Erkenntnisse hinzugekommen, die eine Rolle rückwärts rechtfertigen würden. »Das Medizinkonzept 2020 ist kein Konstrukt, das über Nacht entstanden ist oder fahrlässig schlampig zusammengestrickt wurde.« Es beinhalte eine Reihe zukunftsweisender Innovationen, die man laut Kante nicht kleinreden sollte.
Es gebe bei wichtigen Fragen noch Klärungsbedarf, möglicherweise Mängel am Modell, ganz sicher Risiken. »An Verbesserungen muss man weiterarbeiten, in Ruhe, sachlich und ohne Polemik. Denn die gute Arbeit, die in unseren Kliniken geleistet wird, darf durch die Diskussionen keinen Schaden nehmen«, betonte Kante.
Von Marion Selent-Witowski
Schwarzwälder Bote, Teil Calw vom 3.2.2018