Archiv Leserbriefe xx.08.2020 und später

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02.08.2022

Brief an Schwarzwälder Bote Nagold

Betr.: Fusion Kreiskrankenhäuser

Anfang der 2000er Jahre hat die große Politik verkündet, aus Rentabilitätsgründen müssten kleine Krankenhäuser geschlossen und größere Krankenhauseinrichtungen geschaffen werden.


Obwohl unsere Krankenhäuser in Calw und Nagold bis dahin ohne Defizite und zur Zufriedenheit der meisten Patienten gearbeitet haben, wurde ein Institut beauftragt, ein Gutachten über die Krankenhaussituation zu erstellen.

Den Wünschen der großen Politik folgend, hat dieses als Oberländer-Gutachten bekannt gewordene Papier Fusion mit anderen Krankenhäusern vorgeschlagen.

Nach Gesprächen mit vielen möglichen Partnern ist an deren Ende 2006 die Fusion mit den Krankenhäusern Böblingen und Sindelfingen 2006 zustande gekommen.


Als Mitglied im Kreistag habe ich dies heftig und erfolglos bekämpft, weil unsere Krankenhäuser bis dahin ohne Defizit gearbeitet haben und ein Zusammenschluss mit massiven Risiken verbunden ist. In meiner Haushaltsrede dazu wörtlich: Ich fürchte, mit dem Beschluss eine Fusion einzugehen, leiten wir ein finanzielles Desaster ein. Ich hoffe, dass ich nicht Recht habe.


Geworben habe ich damals, statt einer Fusion eine Kooperation mit anderen Häusern einzugehen. In unseren Krankenhäusern die Grund- und Regelversorgung auszubauen und insbesondere auf eine gute Diagnostik zu sorgen.


Die von manchen angestrebte Hochspezialisierung habe ich immer in Frage gestellt, weil dafür die Fallzahlen im ländlichen Raum nicht gegeben sind.


Schon nach wenigen Jahren hat sich herausgestellt, dass das Klinikum Südwest nicht funktioniert. Schnell sind die Defizite pro Jahr auf über 20 Millionen angewachsen und sollen aktuell bei 26 Millionen liegen. Auch die Defizite im Kreis sind auf inzwischen über 5 Millionen pro Jahr angewachsen. Das Klinikum hat in Böblingen einen Wasserkopf entwickelt, der viel Geld kostet und auf die einzelnen Häuser umgelegt wird. Darunter eine Planungsabteilung, die wesentlich zu den gewaltigen Kostensteigerungen beim Bauen verantwortlich sind. Beispiel: Umbau Nagold 2014 geplant mit 40 Millionen. Aktueller Kostenstand: 120 Millionen. Beispiel: Neubau Flugfeld: Ursprünglich vorgesehen 400 Millionen, aktueller Stand: 700 Millionen. Prognostiziert nach Fertigstellung: ca. 1 Milliarde.


An einem kleinen Beispiel zeigt sich, wie alles abläuft:

Eine Krankenhausangestellte berichtet, ein verstopftes Waschbecken wollte der zuständige Haustechniker von einem zufällig im Gebäude anwesenden Installateur reinigen lassen. Auf Geheiß der Geschäftsführung musste er einen Antrag an die Bauabteilung nach Sindelfingen schicken. Die hat dann nach einigen Tagen einen (Vertrags)handwerker geschickt. Statt nun darüber nachzudenken, wie man solche Fehlentwicklungen korrigieren kann, wurde fieberhaft nach der Dame gesucht, vermutlich um ihr das Maul zu stopfen.


Auch die Situation der Geschäftsführer spricht nicht für das Klinikum. Im Rhythmus von 2 – 3 Jahren wird ein neuer, hoch bezahlter Geschäftsführer eingestellt und öffentlich mit vielen Lorbeeren ins Amt gebracht. Spätestens 3 Jahre später scheidet er aus dem Amt aus. Über Einzelheiten dazu wurde Stillschweigen vereinbart, auch über die Höhe des goldenen Handschlags erfährt man nichts. 


Der vorletzte Geschäftsführer, Dr. Noetzel, hat wesentlich zu den Kostensteigerungen bei den Baumaßnahmen in Calw und Nagold beigetragen und ist dann über Nacht ausgeschieden. Inzwischen hat mich eine Nachricht aus Ost-Westfalen erreicht mit dem Hinweis, Dr. Noetzel sei jetzt an den dort angesiedelten Kliniken Geschäftsführer und hätte es inzwischen geschafft, Landräte und Kreisrat davon zu überzeugen, die bestehenden, gut funktionierenden Krankenhäuser zu schließen und ein neues Zentralklinikum im Kreis zu bauen. Offensichtlich sind große Teile der Bevölkerung gegen die geplanten Maßnahmen und es soll dagegen heftig protestiert werden. Gespannt bin ich, wer sich durchsetzt.


Karl Braun, Haiterbach


Anmerkung:

Wie gesagt, ist die geplante Veränderung ein weiterer Schritt in die falsche Richtung. Wer unsere Krankenhäuser noch abhängiger von Böblingen macht, mit der Folge, dass weitere Kosten entstehen, was letztlich auf Kosten von medizinischem und Pflegepersonal ausgetragen wird. Meine Empfehlung ist, wir verwalten unsere beiden Krankenhäuser wieder selber und machen aus der Fusion mit Böblingen eine Kooperation in Zusammenarbeit z.B Personalpool, Finanzierung und Verhandlungen mit der Sozialversicherung.

03.08.2020

Wir sind kein Vasallenkreis

Am 21.6.2020 wurde im Schwarzwälder Boten Seitens des Klinikverbunds mitgeteilt, dass Dr. Nötzel diesen verlässt. Bereits am 20.6.2020 wurde dies in den Printmedien des Kreises Böblingen mit dem Hinweis verkündet, dass der kaufmännische Geschäftsführer Loydl künftig der alleinige Geschäftsführer sein soll.


Nötzel musste offenbar aufgrund einer Entscheidung des Böblinger Landrats Bernhard den Klinikverbund verlassen. Auch wenn Herr Bernhard den Mehrheitsgesellschafter Kreis Böblingen mit 76% repräsentiert, so war er dazu nicht befugt. Zuständig für eine solche Entscheidung ist der Aufsichtsrat, der aber erst am 8.7.2020 tagte. In dieser Sitzung hat mal wohl der Demission von Nötzel, nicht aber der Bestellung von Loydl zum Alleingeschäftsführer zugestimmt, ansonsten wäre dies in der Presse verkündet worden. Es ist völlig unverständlich, warum der Jurist Bernhard die gesetzlichen und gesellschaftsvertraglichen Regelungen gröblich missachtet hat.


Im Übrigen haben die Erfahrungen mit Corona ‑und die Pandemie ist noch nicht überstanden- gezeigt, dass der Klinikverbund nicht durch einen Controller, sondern durch einen Geschäftsführer mit medizinischem Sachverstand geführt werden muss. Hinzu kommt, bei der Besetzung oder Nichtbesetzung von Organen der Geschäftsführung nach dem Gesellschaftsvertrag hat der Kreis Calw trotz seiner 24 %-Beteiligung eine Sperrminorität. Deswegen hat Dr. Prokein in seinem Leserbrief vom 18.7.2020 zu Recht die Wiederbesetzung der Position des medizinischen Geschäftsführers des Klinikverbund Südwest gefordert. Ein Signal, das auch der Böblinger Landrat hören sollte.


Von Prof. Bernd Neufang, Ostelsheim

20.07.2020

Bürger in Planung einbinden

Da gibt sich die Pressestelle des Landratsamtes aber recht zugeknöpft. In zwei dürren Mitteilungen erfährt die Öffentlichkeit, dass der medizinische Geschäftsführer Jörg Noetzel den Klinikverbund Südwest verlässt. Begründet wird dieser Schritt mit verschiedenen Auffassungen über die künftige strategische Ausrichtung des Klinikverbunds. Was das bedeutet, wird nicht näher erläutert.


Geht die Öffentlichkeit die strategische Ausrichtung des Klinikverbunds überhaupt etwas an? Ich denke, ja. Insbesondere in einer so spannenden wie sensiblen Phase mit einem geplanten Krankenhausneubau mit Campus in Calw, einer begonnenen Sanierung des Nagolder Krankenhauses und einer in Planung befindlichen Großklinik auf dem Flugfeld in Böblingen.


Die Krankenhäuser sind für die Bürgerinnen und Bürger da. Deshalb ist es meines Erachtens unerlässlich, die Öffentlichkeit über die zukünftige Strategieplanung zu informieren und sie in die Überlegungen mit einzubeziehen. Vielleicht würde auch eine diesbezügliche Anfrage der hiesigen Presse beim Landratsamt Klarheit bringen.


Am wichtigsten erscheint mir, dass die jetzt frei werdende Position von Jörg Noetzel als medizinischem Geschäftsführer erneut mit einem Bewerber/einer Bewerberin aus dem medizinischen Fachbereich besetzt wird als Ergänzung der Doppelspitze mit dem weiterhin amtierenden kaufmännischen Geschäftsführer.


Gerade bei den anstehenden großen Vorhaben in Calw und in Nagold brauchen die Ärzte und Pflegekräfte, aber auch alle anderen Dienste vor Ort, einen medizinisch geschulten Ansprechpartner in der Führungsspitze des Klinikverbunds, der ihre Verbesserungsvorschläge zur Planung versteht, ihre Sorgen über drohende Fehlplanungen ernst nimmt und beides gegenüber der Verwaltungsspitze des Kreises vertritt.


Darüber hinaus hat die Corona- Epidemie allgemein zu einem Umdenken geführt und die ärztlich-medizinische Kompetenz wieder in den Mittelpunkt unseres Gesundheitswesens gerückt. Viele Akteure des Gesundheitswesens haben inzwischen verstanden, dass Krankenhäuser nicht nur nach kaufmännischen Gesichtspunkten gemanagt werden dürfen. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Verantwortlichen der Kreisverwaltungen Calw und Böblingen und die zugehörigen Gremien dieser Erkenntnis nicht verschließen.


Von Dr. Ewald Prokein, Althengstett-Ottenbronn

Schwarzwälder Bote, Teil Calw und Umgebung vom 18.07.2020

07.01.2020

Brief an Schwarzwälder Bote vom 02.01.2020 

Martin Wagner c/o Schwarzwälder Bote
Kirchtorstr. 14, 78727 Oberdorf


zu:

Berichterstattung von Herrn Buckenmaier über die Kreistagssitzung am 16.12.2019

Sehr geehrter Herr Wagner,

ich weiß, dass Herr Buckenmaier schon mehrere Schreiben wegen seiner unsachgemäßen Berichterstattung erhalten hat.


Herr Buckenmaier greift in seinem Kommentar Herrn Prof. Dr. Handel massiv und unsachgemäß an. Wenn ein Kreisrat, der zudem noch Chefarzt und stellvertretender Fraktionsvorsitzender ist, auf die Planungsmängel beim Krankenhausneubau hinweist, dann wird ihm Befangenheit unterstellt, obwohl das Regierungspräsidium dies ausdrücklich verneint hat, soweit es nicht um ihn persönlich geht.

Wäre eine Befangenheit vorliegend, müsste man jedem Bürgermeister im Kreistag das Wort verbieten, wenn es um die Kreisumlage geht. Aber in dieser Frage ist dieser Personenkreis im Kreistag fast nicht zu bremsen. Dies hat Herr Buckenmaier aber noch nie gefordert.


Trotz der bestehenden Bedenken wurde die Vorlage zur Abstimmung gestellt, nachdem der Erste Landesbeamte Dr. Wiehe ein Ende der Diskussion gefordert hat. Man muss sich schon fragen, ob diese medienwirksame Reaktion gerechtfertigt war. Eindeutig nein, denn es werden Fakten verdreht.


Man weiß heute - insb. nach den Stellungnahmen und Veranstaltungen der verpönten „besserwisserischen“ BI und den niedergelassenen Ärzten - die Annahmen in 2015 waren falsch und die Beschlusslage muss korrigiert werden. Eine Erkenntnis zu der man aber erst 2018 kam.

Dies ist - entgegen der Intervention von Herrn Dr. Wiehe - beim Staat kein langer Planungs- und Entscheidungszeitraum. Die Intervention führte aber zum Erfolg, denn der Kreistag stimmte der Beschlussvorlage ohne Gegenstimmen bei vier Enthaltungen zu. Von Herrn Buckenmaier wird Dr. Wiehe ausdrücklich dafür gelobt, gelobt, weil ihm wegen der jahrelangen und langwierigen Diskussion über das Calwer Krankenhaus der „Kragen geplatzt“ ist.


Die völlig unnötigen und substanzlosen Attacken von Herrn Buckenmaier erhärtet den Slogan von der Lügenpresse. Die Presse ist nicht die vierte Gewalt in unserem Staat! Deswegen sind mehr Recherche und Objektivität von Nöten. Es spricht schon Bände, wenn der Redakteur einen Redner einer falschen Fraktion zuordnet, so wie das bei Dr. Zoufaly geschehen ist. Im Übrigen gab es in den Artikeln des Schwarzwälder Boten keinen Hinweis zur Stellungnahme von Dr. Plappert für die CDU-Fraktion. Das passte anscheinend nicht in das Konzept von Herrn Buckenmaier.


Einen solchen Journalismus, der durch die Herren Buckenmaier und S. Bernklau seit Jahren gepflegt wird, kann man schlicht nur als Gefälligkeitsjournalismus bezeichnen. Es wäre zu begrüßen, wenn die Chefredaktion des Schwarzwälder Boten die Gründe hinterfragen würde. Diese dürften - wie fast immer - sehr trivial sein. Schließlich berichten diese Herren fast exklusiv über Vorhaben des Landrats, des Landkreises und der Kreistagssitzungen.


Ich beabsichtige diesen Brief auf der Homepage und der Facebookseite der BI Krankenhaus Calw zu veröffentlichen. Vorher möchte ich Ihnen aber Gelegenheit zu einer Stellungnahme geben.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Bernd Neufang
 

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Sehr geehrter Herr Prof. Neufang,

vielen Dank für Ihr Schreiben. Es freut mich, dass Sie sich nicht nur engagiert an der Klinik-Debatte beteiligen, sondern auch aufmerksam und kritisch unsere Berichterstattung verfolgen.

Gestatten Sie mir eine Anmerkung: Bei allen Unterschieden in der Beurteilung unserer Berichterstattung sollten Sie mit dem Vorwurf der Lügenpresse vorsichtig sein, da er einen der Grundpfeiler unseres demokratischen Gemeinwesens, nämlich die Pressefreiheit, in Frage stellt. Daran kann Ihnen, lieber Herr Prof. Neufang, nicht wirklich gelegen sein.

Ihren Leserbrief zum Klinikbeschluss planen wir in unserer morgigen Ausgabe zu veröffentlichen.

Freundlicher Gruß
 
Martin Wagner
Ressortleitung Lokales


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Sehr geehrter Herr Wagner,


zuerst vielen Dank für Ihre Antwort.

Ich denke, wenn Herr Buckenmaier den § 6 LPG Baden-Württemberg und die Standesrichtlinien (vgl. Löffler, Pressegesetz, BT Standesrichtlinien Rz. 13) verinnerlicht hätte, wäre der Brief so nicht notwendig gewesen.

Im Übrigen ist der Begriff „Lügenpresse“ ein Unwort des Jahres 2018 gewesen. Seine Wortschöpfung beruht wohl auf dem Empfinden vieler Bürger.


Der Leserbrief wurde heute veröffentlicht. Herzlichen Dank!

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Bernd Neufang

02.01.2020

Kreistagssitzung vom 16.12.2019 

Ein aktuelles Beispiel von Wahrhaftigkeit von Politik und Presse

Die letzte Kreistagssitzung des Jahres 2019 und ihre journalistische Nachbetrachtung zeigt eindrucksvoll auf, wie des Volkes Wille umgesetzt werden soll.


Zum besseren Verständnis wird bewusst nochmals auf historische Entwicklung eingegangen und diese in den Grundzügen in Erinnerung gerufen. Bereits im Jahre 2004 stand die Existenz des Calwer Krankenhauses nach dem sog. Oberender-Gutachten auf dem Spiel. Danach sollten wesentliche Teile nach Nagold verlegt werden. Die Umsetzung scheiterte am Widerstand der Calwer Bevölkerung und führte letztlich zur Gründung des Vereins Pro Krankenhäuser Calw und Nagold, zu dem die BI gehört.


Es wurde später immer wieder verkündet, das derzeitige Krankenhaus in Calw kann aus Brandschutzgründen und einer nicht behebbaren Unorganik nicht mehr lange betrieben werden.


Sodann wurde zehn Jahre später das sog. GÖK-Gutachten in Auftrag gegeben. Dieses Schlug für Calw ein 90-Bettenhaus vor und den Ausbau von Nagold zu einem Schwerpunktkrankenhaus. In diesem Gutachten wurde Nagold ein Gewinn von 5 Mio. € pro Jahr prophezeit. Die BI hat damals schon bewiesen, dass wesentliche Aussagen im Gutachten falsch und die Zahlen irreal waren.


Die Reaktion des Landrats war das sog. Bürgerforum, auf das sich der Landrat noch heute gebetsmühlenhaft beruft. Dieses Forum war nachweislich nicht ergebnisoffen, vielmehr wurde dort die Diskussion zur Abwehr eines Zentralkrankenhauses zwischen Calw und Nagold und eines Schwerpunktkrankenhauses in Nagold gesteuert. Ein Teilnehmer sagte dazu Folgendes: „Wir wurden am Nasenring zum gewünschten Ergebnis geführt. Keiner hat die Veranstaltung unter Protest verlassen, weil wir dies nicht für möglich hielten und das gewollte Ergebnis erst bei der Zusammenfassung so erkennbar war.“ Aufgrund des Ergebnisses der gelenkten Diskussion mit Unterstützung des sog. GÖK-Gutachten haben die Sprecher des Bürgerforums resigniert und sich vor den Karren mit der Aussage spannen lassen: „Mehr war für Calw nicht drin.“ Ein Ergebnis, das der damalige Kreisrat übernommen hat und einen entsprechenden Beschluss zur Umsetzung vor fünf Jahren fasste.


Dieses Kleinkrankenhaus wäre nicht überlebensfähig gewesen und zwangsläufig zur Portalklinik geschrumpft. Sodann wäre ein „Hauptverbandsplatz“ entstanden und die Hesse-Bahn zum „Lazarettzug“ degradiert worden. In Calw gab es dann sicherlich gelenkt von der BI erheblichen Widerstand zu diesen Plänen, denn der sog. Kliniksimulator bestätigte, dass Calw zu den wenigen Krankenhäusern in Deutschland gehört, die im Interesse der wohnortnahen Versorgung nicht aufgelöst werden können, weil ein Patient innerhalb von 30 Minuten in ein Krankenhaus erreichen können muss. Dies führte nicht nur zu mehreren Veranstaltungen der BI, sondern auch des Landrats. Die erste Veranstaltung im Landratsamt, bei der die Bürger in einen Videoraum verbannt werden sollten, musste nach Tumulten abgebrochen werden. Bei der Wiederholungsveranstaltung in Calw-Stammheim hat der Landrat dann öffentlich zugesichert, dass in Calw weiterhin an 24 Stunden und 7 Tagen in der Woche Herzinfarkte und Schlaganfälle behandelt werden können. Zur Absicherung dessen verbleibt die Orthopädie in Calw und es werden mehr Betten gebaut. Zwischenzeitlich ist der Stand 154 Betten; derzeit sind es aber bei einer tatsächlich gegeben Vollauslastung 185 Betten.


Ist es mit Blick auf die jüngste Vergangenheit verwunderlich, dass man das neue Medizinkonzept kritisch beäugt? Zutreffend hat Kreisrat Dr. Walz in der Kreistagssitzung nachgefragt, warum die Pläne in der Beschlussvorlage bei einer Vergrößerung — die zur Überprüfung notwendig ist — nicht mehr lesbar sind und ob dahinter ein System steckt.


Wie früher drängen sich wieder Zweifel an der Planung auf, denn das Haus scheint räumlich und funktional zu klein zu geraten, weswegen Optimierungen notwendig sind. Es gehört bei staatlichen Bauvorhaben zur Realität, dass die Erkenntnis zur Optimierung erst in der Bauphase entsteht, was teilweise zu beträchtlichen Kostensteigerungen führt. Diese notwendige Optimierung wurde von Dr. Plappert, dem Sprecher der CDU-Fraktion, in der Kreistagssitzung angemahnt. Die Änderung der Planung um eine Klimatisierung der Patientenzimmer in Calw und Nagold ist nämlich nicht genug. Eine berechtigte Frage ist, wie kann man in der allseits beklagten Zeit der Erderwärmung ein Zukunfts-Krankenhaus ohne Klimatisierung planen? Schließlich ist jedes Bundeswehr-Feldlazarett klimatisiert! Was völlig fehlt, sind umweltverträgliche Maßnahmen zur Energiebeschaffung nicht nur für diese Klimatisierung, sondern für den Betrieb. Hier sind insbesondere die GRÜNEN im Kreistag in Richtung einer weiteren Optimierung gefordert.


Wenn ein Kreisrat, der zudem noch Chefarzt und stellvertretender Fraktionsvorsitzender ist, auf die Planungsmängel hinweist, dann wird er rüde in der Presse vom Hofberichterstatter Buckenmaier abgekanzelt. Es wird ihm Befangenheit unterstellt, obwohl das Regierungspräsidium dies ausdrücklich verneint hat, soweit es nicht um ihn persönlich geht. Wäre eine Befangenheit vorliegend, müsste man jedem Bürgermeister im Kreistag das Wort verbieten, wenn es um die Kreisumlage geht. Aber in dieser Frage ist dieser Personenkreis im Kreistag fast nicht zu bremsen.


Trotz der bestehenden Bedenken wurde die Vorlage zur Abstimmung gestellt, nachdem der Erste Landesbeamte Dr. Wiehe ein Ende der Diskussion gefordert hat. Man muss sich schon fragen, ob diese medienwirksame Reaktion gerechtfertigt war. Eindeutig nein, denn es werden Fakten verdreht. Man weiß heute — insb. nach den Stellungnahmen und Veranstaltungen der verpönten „besserwisserischen“ BI und den niedergelassenen Ärzten‑, die Annahmen in 2015 waren falsch und die Beschlusslage muss korrigiert werden. Eine Erkenntnis zu der man aber erst 2018 kam. Dies ist ‑entgegen der Intervention von Herrn Dr. Wiehe — beim Staat kein langer Planungs- und Entscheidungszeitraum. Die Intervention führte aber zum Erfolg, denn der Kreistag stimmte der Beschlussvorlage ohne Gegenstimmen bei vier Enthaltungen zu. Von Herrn Buckenmaier wird Dr. Wiehe ausdrücklich dafür gelobt, gelobt, weil ihm wegen der jahrelangen und langwierigen Diskussion über das Calwer Krankenhaus der „Kragen geplatzt“ ist.


Die völlig unnötigen und substanzlosen Attacken von Herrn Buckenmaier erhärtet den Slogan von der Lügenpresse. Die Presse ist nicht die vierte Gewalt in unserem Staat! Deswegen sind mehr Recherche und Objektivität von Nöten. Es spricht schon Bände, wenn der Redakteur einen Redner einer falschen Fraktion zuordnet, so wie das bei Dr. Zoufaly geschehen ist. Im Übrigen gab es in den Artikeln des Schwarzwälder Boten keinen Hinweis zur Stellungnahme von Dr. Plappert für die CDU-Fraktion. Das passte anscheinend nicht in das Konzept.


Einen solchen Journalismus, der durch die Herren Buckenmaier und S. Bernklau seit Jahren gepflegt wird, kann man schlicht nur als Gefälligkeitsjournalismus bezeichnen. Es wäre zu begrüßen, wenn die Chefredaktion des Schwarzwälder Boten die Gründe hinterfragen würde. Diese dürften ‑wie fast immer- sehr trivial sein. Schließlich berichten diese Herren fast exklusiv über Vorhaben des Landrats, des Landkreises und der Kreistagssitzungen.


Was auch noch auffiel, war das teilweise respektlose Verhalten des Klinikgeschäftsführers Loydl gegenüber den ärztlichen Kreisräten ‑ einschl. seinem Chefarzt -, der arrogant und nichtsagend versuchte, Gegenargumente wegzuwischen. Fast 80 % aller Krankenhäuser haben derzeit Personalprobleme, auch die Kliniken im Klinikverbund Südwest. Der Betrieb der Krankenhäuser kann teilweise nur mittels teurer Leiharbeitskräfte sichergestellt werden. Wenn so im Innenverhältnis mit Arbeitnehmern umgegangen wird, wie es der Auftritt des kaufmännischen Geschäftsführers im Kreistag vermuten lässt, dann braucht man sich nicht verwundern, wenn Personal dem Klinikverbund den Rücken zuwendet. Der Aufsichtsrat, aber auch der Kreistag ist in Anbetracht der Verlustsituation gefordert, von der Geschäftsführung des Klinikverbunds ein Personalkonzept einzufordern, in dem die Grundsätze der Menschenführung nicht nur auf Hochglanzpapier stehen. Schließlich sind 2,5 Mio. € für Leihpersonal zu hoch.

Zur Verbesserung und Nachhaltigkeit der Personalsituation bedarf es auch Konzepte für krankenhausnahe Personalwohnungen und Kindertagesstätten, die den Schichtbetrieb eines Krankenhauses abdecken.


Noch ein weiteres Wort zu der Führung des Klinikverbunds. Dem Patienten ist es völlig egal, wer Geschäftsführer oder Personalchef ist. Ihm kommt es auf die ärztliche und pflegerische Versorgung an. Die Geschäftsführung und ihr Personal sind ein wichtiges Rad im System; aber wenn dies nicht funktioniert, entsteht Sand im Getriebe.


Aber selbst bei bester Führung wird es nicht gelingen, ein Krankenhaus der allgemeinen Gesundheitsversorgung verlustfrei zuführen. Dies ist leider Ausfluss der mangelnden Vergütung durch die gesetzlichen Krankenkassen und der Nichtübernahme der notwendigen Investitionen durch Land und Bund. Folglich wird auch in der Zukunft der Landkreis Verluste in Nagold und Calw ausgleichen müssen.


Stets wird man gefragt, ob mit dem neuen Krankenhaus die Versorgung der Patienten besser wird. Für Calw gibt es keine Verbesserung der klinischen Versorgung, denn die Neurologie wird nach Nagold verlegt und das für die Orthopädie sinnvolle Therapiezentrum entfällt. Niemand hat es früher es für notwendig empfunden, dass in Calw und Nagold ein Linksherzkathedermessplatz notwendig ist. Heute redet man nicht mehr darüber, sondern es ist eine Maßnahme der wohnortnahen Versorgung. Die Verlagerung der Neurologie muss man wohl akzeptieren, aber es muss eine Lösung für Calw hinsichtlich der Schlaganfallversorgung gefunden werden, damit die vom Landrat zugesagte Akutversorgung von Schlaganfällen in Calw weiter möglich ist.


Eines wird dem Landrat uneingeschränkt attestiert, seine Idee vom Gesundheitscampus kann zukunftsführend sein. Hierauf wurde aber bereits im Leserbrief vom 19.11.2019 hingewiesen, der am 3.12.2019 auch im Schwarzwälder Boten abgedruckt wurde.


Für das neue Jahr — oder gar das neue Jahrzehnt — muss man sich für die Kliniken Calw und Nagold wünschen, dass wieder der Grundsatz „ein Krankenhaus an zwei Standorten“ gelebt wird, denn nur dann wird die magische Zahl von 400 Betten überschritten. Dies erfordert aber ein Umdenken im südlichen Landkreis, welches in Anbetracht des Um- und Erweiterungsbaus in Nagold und dem Neubau in Calw möglich sein müsste. Die dauernde Konkurrenz schadet dem Landkreis, zumal größere Gebiete im Westen des Landkreises nicht durch die beiden Kliniken in der Erstversorgung abgedeckt werden.


Der Landrat redet stets von Transparenz. Dazu gehört aber auch, dass man konstruktive Kritik nicht verteufelt, sondern mit dieser sich auseinandersetzt. Wäre das in der Vergangenheit erfolgt, dann hätte man bereits früher gemerkt, dass das GÖK-Gutachten, das Grundlage der früheren Kreistagsentscheidung war, nicht nur falsch waren, sondern auch von der Bevölkerung nicht akzeptiert wird. Wen wundert es, dass die Bürger dann politikverdrossen werden.


Deswegen wird die BI weiterhin auf Optimierungen drängen, dazu gehören

  • die Absicherung der Akutbehandlung von Schlaganfällen,
  • die Vergrößerung des Neubaus von Anfang, denn eine spätere Erweiterung führt zu beträchtlichen Kostensteigerungen,
  • der Verbleib der sog. Sterilisationseinheit in Calw, weil durch den Verbleib der Orthopädie dort das meist Sterilisationsgut entsteht,
  • krankenhausnahe Personalwohnungen und
  • eine krankenhausnahe Kindertagesstätte, die den Schichtbetrieb im Krankenhaus abdeckt.

 

Von Prof. Bernd Neufang, Ostelsheim
Stellvertretender Vorsitzender von Pro Krankenhäuser Calw und Nagold e.V.


30.12.2019

Leserbrief zur Veröffentlichung im Schwärzwälder Bote

Die Öffentlichkeit wurde durch den Kommentar von Herrn Roland Buckenmmaier vom 18.12.19 über den Verlauf der Kreistagssitzung vom 16.12.19 desinformiert mit der infamen Falschmeldung, Prof. Handel’s konstruktive Anregungen zum Neubau der Klinik in Calw stünden ihm „wegen Befangenheit“ nicht zu. Werden zukünftig die Bürgermeister das Gremium geschlossen verlassen, wenn die Kreisumlage beschlossen wird?


Der Kommentator verzichtet auf die Wiedergabe der vorgebrachten Argumente zugunsten von blinder missionarischer Unterstützung der unbestritten erfolgreich agierenden Verwaltungsspitze und unterzieht abweichende Argumente seiner eigenen Inquisition. Dieses Verhalten bewies er u. a. durch die Unterdrückung von Leserbriefen in zahlreichen Fällen.


Nach dem ethischen Standard für den Journalismus entspricht der Kommentar weder der wahrhaftigen Unterrichtung der Öffentlichkeit noch der Wahrung der Menschenwürde. Die unzutreffende Behauptung, ein aus dem Stand mit überwältigender Mehrheit gewähltes Mitglied des Kreisrates dürfe wegen seines sozialen Status als Chefarzt oder als Angestellter des öffentlichen Dienstes seine qualifiziert sachkundige Ansicht im Kreistag wegen Befangenheit nicht vortragen, zeigt, welch fragwürdige Auffassung der Kommentator von freier Meinungsäußerung hat und trägt Merkmale von Diskriminierung.


Von Dr. med. Hans Strasser, Calw-Altburg

30.12.2019

Leserbrief bezüglich des Berichtes „Der Knopf ist dran“ vom 18.12.2019

Anscheinend sei Dankbarkeit in der politischen keine feste Kategorie. Wofür sollte ich der politischen Ebene dankbar sein? Fakt ist, dass die Kliniken in Calw und Nagold, laut GKV-Kliniksimulator aufgrund der geographischen und topographischen Lage, Bestandschutz haben. Dass der Landrat die neue Klinik in dieser Form, einschließlich Campus, auf den Weg brachte, war vor fünf Jahren noch undenkbar.

Sollte das Projekt wie geplant, sogar in erweiterbarer Form, in Betrieb gehen, verdient es tatsächlich meinen Respekt. Allerdings erwarte ich, dass der Landrat sein Versprechen einlöst und die Neurologie in Calw bleibt. Dieses hat er in Stammheim vor über 1000 Bürgern gegeben.


Derzeit werden in beiden Häusern jährlich mehrere hundert Schlaganfälle behandelt. Durch die neuen politischen Vorgaben darf in Zukunft ein Schlaganfall nur noch in einer Stroke Unit behandelt werden. Das würde bedeuten, dass im Notfall lange Wege nach Nagold verpflichtend werden, wobei doch anscheinend jede Sekunde zählt. So eine Politik ist für Bürger im ländlichen Raum respektlos. Wir müssen uns wehren und uns nicht wie ein Ochse am Nasenring durch die Arena ziehen lassen.


Selbstverständlich könnte die Stroke Unit in beiden Häusern vorgehalten werden. Schließlich ist es eigentlich ein Haus. Außerdem gebe ich zu bedenken, dass im südlichen Teil des Kreises eine beträchtliche Zahl aus den Nachbarkreisen Freudenstadt, Böblingen und Tübingen im Nagolder Haus behandelt wird.


Selbstverständlich nehmen diese Menschen den kürzesten Weg in die nächste Klinik. Jedoch muss das Defizit der Häuser durch die Kreisumlage, also durch die Bürger des Kreises finanziert werden. Es wäre schon paradox, dass die nördlichen Kreisbürger bezahlen, aber durch diese Weichenstellung erheblich gefährdet würden. Defizite entstehen, da die Politik katastrophale Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen geschaffen hat. Eines von vielen Beispielen ist die Geburt eines Menschen. Diese verursacht in der Regel immer Verluste für jedes Krankenhaus. Für mich ist das ein Skandal.

       

Von Rosi Schaber Matias, Calw
Veröffentlicht am 03.01.2020 im Schwarzwälder Bote, Teil Calw und Umgebung

27.12.2019

Absolut gerechtfertigt

BETRIFFT: Krankenhaus

Die Kreistagssitzung mit der Baufreigabe für das neue Calwer Krankenhaus ließ einen demokratischen Prozess erkennen, der allerdings nicht jedem gefiel. Vor allem der Erste Landesbeamte Frank Wiehe hatte die sich über die sechs Jahre hinziehende Entscheidungsfindung heftig moniert.


Zurück in das Jahr 2013: Damals votierte der Kreistag für das GÖK- Gutachten- Konzept 3 plus. Dieses sah in Calw einen Krankenhausneubau mit 95 Betten und Baukosten von 30 Millionen Euro vor. Die Orthopädie sollte nach Nagold verlagert werden. Allen Fachleuten war klar, dass dieses Minikrankenhaus keine Überlebenschance hatte und allenfalls zur Portalklinik für die umliegenden Krankenhäuser taugte. Die Gesundheitsversorgung der Region um Calw schien damals auf das Schwerste bedroht.


Nicht zuletzt durch die beharrliche Arbeit der Bürgerinitiative mit vielen Gesprächen auch mit der Kreisverwaltung, durch 18 000 Unterschriften der Bürgerschaft, durch Bürgerversammlungen im Landratsamt und in der Stammheimer Gemeindehalle und durch den geschlossenen Einsatz der Kreisärzteschaft entstand letztlich das Konzept 20/21. Auch wenn dieses Konzept noch Mängel aufweist, zeigt sich doch eine eindeutig positive Entwicklung gegenüber 2013: Eine Bettenzahl von jetzt 156 Betten, der Verbleib der Orthopädie in Calw und die Sicherung der Behandlung von Herzinfarkten und Schlaganfällen rund um die Uhr.

Damit ist der sechsjährige Entwicklungsprozess zum Wohl der Gesundheitsversorgung des nördlichen Landkreises absolut gerechtfertigt.


Zur Berichterstattung: Haben tatsächlich nur Mitglieder der BI zu den kritischen Anmerkungen einiger Abgeordneter Beifall geklatscht? War dem Kommentator in seiner Kolumne nicht klar, dass Chefarzt Martin Handel nur dann als befangen gilt, wenn es um seine persönlichen Interessen innerhalb seiner Dienststelle geht und dass das Regierungspräsidium Karlsruhe zur Frage der Befangenheit eindeutig Stellung genommen hat?


Zuletzt möchte ich dem unfairen »Nachruf« von Landrat Helmut Riegger und dem Vorwurf an die Mitglieder der BI, sie hätten kein Interesse an der Entwicklung des Nagolder Krankenhauses, klar entgegentreten. Die BI pro Krankenhäuser Calw und Nagold setzt sich für eine optimale Gesundheitsversorgung im gesamten Landkreis ein.


Von Ewald Prokein, Ottenbronn
Schwarzwälder Bote, Teil Calw und Umgebung vom 27.12.2019

27.12.2019

Brief vom 23.12.2019 an Herrn Buckenmaier, Schwarzwälder Bote

Sehr geehrter Herr Buckenmaier,

Ihr Kommentar zum Neubau des Krankenhauses Calw am 18.12. diesen Jahres im Schwarzwälder Boten ist mehr als verwunderlich. Ihre Schelte auf den Öffentlichen Dienst ist völlig unangebracht, da die Realität im Krankenhaus damit gar nichts mehr zu tun hat.

Dass ein Chefarzt einer Krankenhaus-Abteilung, wie Prof. Handel, im Kreistag sitzt, haben Sie nicht abfällig zu kommentieren, denn das ist nicht Ihre Aufgabe. Die Rechtmäßigkeit seiner Wahl zum Kreisrat wurde lang und breit diskutiert. Da hätten Sie einfach besser zuhören müssen.


Es ist auch nicht seine „eigene“ Klinik, noch zieht er aus seiner Kritik irgendwelche privaten Vorteile. Insofern muss die Diskussion einer Befangenheit nicht wieder aufgewärmt werden. Er sorgt sich einzig und allein um die ausreichende und gleichzeitig möglichst wirtschaftliche Versorgung der Bevölkerung des Landkreises Calw.

Da ist zum Beispiel das Thema einer zentralen Instrumentenaufbereitung am besten angesiedelt, wo auch das meiste Sterilgut-Aufkommen anfällt. Das ist eben in Calw und nicht in Nagold. Da ist eine möglichst organische, sinnhafte und wegezeitsparende Anordnung in den einzelnen Abteilungen wichtig, da dem alten Krankenhaus ja „Unorganik“, lange Wege und damit Ressourcen fressende Umstände vorgeworfen werden.

Da ist die Anzahl der zur Verfügung stehenden stationären Betten auf dem Campus ein Thema, weil im 30-Minuten-Autofahrzeit-Bereich um Calw 30 % mehr Menschen leben, als um Nagold und völlig anachronistisch in Nagold doppelt so viel Betten vorgehalten werden sollen, als in Calw.


In Calw werden nahezu zu 100 % Menschen aus dem eigenen Kreis betreut, im Gegensatz zu Nagold, wo es etwa 60 % sind. Außerdem wächst Calw, als größte Kommune im Kreis, bevölkerungsmäßig am schnellsten. Es ist nicht Aufgabe des Kreises Calw, Patienten aus anderen Kreisen bewusst und gewollt zu versorgen, zumal es ein Zuschuss-Geschäft ist und über die Kreisumlage am Ende von den Bürgerinnen und Bürgern im Kreis bezahlt werden muss.


Da ist das Problem der Herzinfarkt- und Schlaganfall-Akutversorgung rund um die Uhr und sieben Tage in der Woche. Nagold ist einfach zu weit weg und verkehrstechnisch zeitfressend zu erreichen, so dass Rettungszeiten deutlich überschritten werden und Menschen um Calw einer unzumutbaren Gefährdung ausgesetzt sind. Statt eines neuen Geistes der Gemeinsamkeit für die Zukunft, der Betonung eines Krankenhauses an zwei Standorten mit gemeinsamen Schwerpunkten, spüre ich eine rückwärtsgewandte, in die Vergangenheit gerichtete und hochgehaltene Politik mit allen Schwerpunkten in Nagold einschließlich aller elektiven Eingriffe und eines möglichst defizitären Krankenhauses in Calw.


Wenn es also darum geht, muss niemand „vom Sitzungstisch abrücken“, es „profiliert“ sich damit auch niemand und es handelt sich auch nicht um ein „Problem“ einer „exponierten Haltung zum eigenen Haus“ oder um „Geplänkel“. Vielmehr handelt es sich um den reinen und gesunden Menschenverstand, den man aber oft in der Politik vermisst.


Es geht auch um die Sorge einer nachhaltigen, guten Betreuung der Bevölkerung im Ländlichen Raum des Kreises insgesamt, die wenigstens der Versorgung in Ballungsgebieten näher kommt. Diesen Zielen sind alle Kreisräte verpflichtet, da sie ihr Mandat von den Kreisbewohnern erhalten haben.


Bitter stoßen mir dabei aber gewisse Vorgänge auf:

  • Wie konnte es angehen, dass Herr Kreisrat Walz beklagen musste, dass seine Leserbriefe im SchwaBo nicht gebracht wurden und er von Ihnen privat in diesem Zusammenhang einmal eine zornige Reaktion erhielt?
  • Wie konnte es sein, dass im Kreistag bereits über einen geplanten Leserbrief von Kreisrat Zoufaly geredet wurde, bevor er im Schwarzwälder Bote erschien? Woher kam die Information, dass er einen Kommentar für die Zeitung plante?
  • Wie konnte es sein, dass im Schwarzwälder Bote eine Abstimmung im kalten Dezember mit Kreisräten in Sommerhemden fingiert wurde, als es um die provokative Äußerung eines Kreisrats und meine Leserbriefreaktion ging: „Wenn die Calwer ihr Krankenhaus sterben sehen wollen, dann müssen sie genau so weitermachen“?
  • Als negativen Höhepunkt empfinde ich das zweifelhafte Statement eines Fraktionsvorsitzenden in der 1. Kreistagssitzung des neu gewählten Kreistags für die Berichterstatter des Schwarzwälder Boten, indem er lobte, dass es nur wenigen Meinungsverschiedenheiten gegeben hätte.

Dieses „Lob“ ist mehr als zweifelhaft und hat meines Erachtens ein „Gschmäckle“. Sie hätten es zurückweisen müssen, denn es impliziert meiner Meinung nach eine gewisse Nähe von Presse und Politik.


Unsere Demokratie lebt aber von einem kritischen, investigativen Journalismus. In einem Leserbrief wollte ich schon einmal den Begriff „Hofberichtserstattung“ verwenden. Dies war allerdings für den Schwarzwälder Boten für die Veröffentlichung nicht akzeptabel, wofür ich ein gewisses Verständnis aufbringe, denn wer beschmutzt sich schon gern das eigene Nest.

Alles in Allem sehe ich gerade bei Ihnen eine besorgniserregende Entwicklung und hoffe, dass Sie sozusagen wieder auf den Pfad der Tugend zurückfinden.


Mit freundlichen Grüßen

Von Dr. Eberhard Bantel, Calw-Altburg

05.07.2019

Folge wären Verluste

Ewald Prokein informiert uns, was schon manche ahnten und befürchteten: Im Calwer Krankenhaus (Klinikum) werde das Therapiezentrum nicht fortgeführt. Nein Auflösung, Abschaffen sei angesagt. Auch andere Abteilungen sollen geschlossen, abgebaut, verlegt oder getrennt werden.


Dagegen sollte bedacht werden, dass bewährte medizinische Versorgungsangebote und Einrichtungen wie Neurologie, Hämatologie, Onkologe, Gynäkologie und eben auch das Therapiezentrum nicht beseitigt oder verlegt werden sollten. Nachteile, Schwächen, Verluste wären die Folge.


Eine physiotherapeutische Nach- und Mitbehandlung im Therapiezentrum ist bei Patienten nach Gelenkersatzoperationen oder chronisch gewordenen Beeinträchtigungen am Bewegungsapparat zwingend und dringend erforderlich. Dies erwarten auch die Kostenträger (Krankenkasse, Berufsgenossenschaft). Auch physiotherapeutische Gruppenbehandlungen bei werdenden und jungen Müttern mit Säuglingen werden im Therapiezentrum durchgeführt. Nicht zuletzt können Senioren mit diversen Handicaps (Behinderungen) im Therapiezentrum an den vorhandenen zahlreichen Übungsgeräten – individuell eingestellt und angepasst – Hilfe und Trainingsmöglichkeiten erfahren.


Von Hans Bernhard Römer, Calw-Hirsau
Schwarzwälder Bote, Teil Calw und Umgebung vom 05.07.2019

01.07.2019

Mit ärztlicher Kompetenz gegen Konzept-Ungereimtheit

BETRIFFT: Calwer Krankenhaus

Die Calwer Bürgerinnen und Bürger haben bei der Kreistagswahl eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig Ihnen die Gesundheitsversorgung im Landkreis Calw ist und welche Bedeutung sie einem leistungsfähigen, heimatnahen Krankenhaus in Calw zumessen. Sie haben mit der Wahl von Chefarzt Martin Handel, des früheren Oberarztes Eberhard Bantel und des niedergelassenen Kardiologen Bernhard Plappert als neue Kreisräte die medizinisch-ärztliche Kompetenz im Kreistag wesentlich gestärkt. Wir können sicher sein, dass sich diese Ärzte mit ganzer Kraft für eine gute und nachhaltige medizinische Versorgung im Landkreis einsetzen, wie sie es auch in ihrer Dankes-Anzeige versprochen haben.


Die Calwer Bürger haben den ersten Schritt getan. Es ist jetzt an den Fraktionen, den zweiten Schritt zu gehen: Speziell die Krankenhausärzte Handel und Bantel haben sich mit ihrer überwältigenden Stimmenzahl bei der Wahl das demokratische Recht auf Plätze in den Aufsichtsräten sowohl der Kreiskliniken als auch der Holding des Klinikverbundes erworben. Zusätzlich sollten diese Ärzte im Aufsichtsrat Service und Therapiezentrum und im projektbegleitenden Ausschuss Krankenhaus vertreten sein.


Warum ist die Mitwirkung dieser Ärzte in den Aufsichtsräten und den Fachausschüssen so wichtig? Nach wie vor enthält das Krankenhauskonzept eine Reihe von Ungereimtheiten: So darf die Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie nicht auseinandergerissen und auf die beiden Kreiskliniken verteilt werden. Die Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie ist eine Einheit und gehört unter der Leitung von Handel ganz klar nach Calw. Ebenso muss die zentrale Sterilisation dort bleiben, wo sie am meisten gebraucht wird und rasch verfügbar sein muss, nämlich im Krankenhaus Calw.

Weitere wichtige Punkte im Aufsichtsrat: Die Unterstützung und Pflege der Zweige Onkologie und Hämatologie sowie der Diabetologie in der Inneren Abteilung von Chefarzt Martin Oberhoff, die von den Oberärzten André Wolff und Michael Sander vielversprechend entwickelt wurden und die Unterstützung der Abteilungen Gynäkologie und Geburtshilfe sowie der Neurologie durch den Klinikverbund, die unter den Chefärzten Arkadiusz Praski und Dennis Schlak höchstes Niveau erreicht haben.


Das Calwer Krankenhaus ist bei der Bevölkerung der Stadt und der Region nicht zuletzt aufgrund der aufopferungsvollen Pflege gesucht und beliebt. Dieser Status muss mit Hilfe der verstärkten ärztlichen Kompetenz im Kreistag erhalten bleiben.


Von Dr. Ewald Prokein, Althengstett-Ottenbronn
Schwarzwälder Bote, Teil Calw und Umgebung vom 29.06.2019

09.07.2018

Wiederaufnahme der Krankenhausdebatte

BETRIFFT: Artikel “SPD im Richtungsstreit um die Kreiskliniken” von Axel H. Kunert
Schwarzwälder Bote, Teil Nordschwarzwald vom 6.7.2018

Mit runden Augen entnahm ich am vergangenen Freitag (6.7.18) dem SchwaBo, dass der SPD-Ortsverband Nagold und insbesondere Kreisrat Prewo eine neue Diskussion über eine Einhaus-Lösung zur Krankenhaus-Planung fordert und die Bürger zum Mitdiskutieren einlädt. Ja, war da in den vergangenen Jahren nicht irgendetwas? War die Zündschnur überlang, dass jetzt, nachdem „der Käs gefressen ist“, zum Nachdenken und Disputieren aufgerufen wird? Schließlich fasste der Kreisrat am 23.4.18 den Beschluss, das Medizinkonzept 2015 umzusetzen, was somit derzeit Recht und Gesetz bedeutet.


Patienten wie medizinisches Personal können – so die Zusagen eingehalten werden – damit leben, obwohl die Schwächen des Konstrukts ins Auge springen. In zahlreichen Beiträgen wurde darauf hingewiesen. Von einer neu aufzunehmenden Debatte kann somit nicht die Rede sein, wohl aber – vielleicht – zu einer Fortsetzung der vorausgegangenen. In dieser wurde auch sehr eindrücklich das Kostenargument beleuchtet: Ein Argument unter vielen, die nachdrücklich für die Einhäusigkeit sprechen. Der Druck der Sachargumente war es wohl, die Herrn Prewo und die SPD zum jetzigen Schritt veranlassten, eine Rolle rückwärts zu testen. Dennoch: Die verplanten (und vermutlich nicht ausreichenden)155 Millionen sind noch nicht unrettbar versenkt, noch könnte theoretisch ein Befreiungsschlag erfolgen. Die Zeit der Kleinkliniken ist in jeder Hinsicht abgelaufen, und die Chance für eine zukunftsfähige Lösung mit einer zentralen leistungsfähigen Einrichtung wurde sehenden Auges verdödelt.


Das Narrativ von „einer Klinik an zwei Standorten“ hat nie funktioniert und kann auch im Klinikalltag nicht funktionieren. Auch das Mantra vom „Krankenhauscampus“ als wundersame Lösung der Probleme einer suffizienten stationären Versorgung kann nicht durch Wiederholungen überzeugen: Einen „Krankenhauscampus“ mit Gynäkologie/Geburtshilfe, Dialyse, Radiologie/Röntgen, Cardiologie haben wir in Calw seit Jahren. Natürlich wären zusätzliche Angebote möglich und Patientenwege mögen dadurch gelegentlich verkürzt werden. Aber die geographischen Standorte sind wenig relevant und könnten auch einem Zentralklinikum zugeordnet werden. Allerdings, verehrter Herr Prewo, es ist es schon reichlich denkwürdig, einerseits „Kirchturmpolitik“ zu geißeln und andererseits zu fordern, dass ein zentrales Spital „nur in oder um Nagold“ liegen könne. Als altgedientem lokalpolitischem Streitross ist Ihnen zweifellos klar, dass die Vertiefung von Gräben in einer derartigen Debatte kaum weiterhilft. Kompromissfähigkeit, Einbindung der anderen Hauptbetroffenen mit Brückenbau, wären signifikant überzeugender.


Von Dr. Klaus Pichler, Bad Teinach-Zavelstein

06.04.2018

Herr, schmeiß‘ Hirn ra

BETRIFFT: Klinik-Debatte

Nein, mich treibt nicht das Bedürfnis, zu allem meinen Senf hinzuzufügen. Doch in der Klinik-Debatte geht mir das Bild von der Titanic und dem Eisberg nicht aus dem Sinn.


Es zeichnet sich ab, dass im zukünftigen Calwer Krankenhaus wirksame Hilfe nur zu überschaubaren Dienstzeiten zur Verfügung stehen wird. So wird sich der Lernprozess anschließen müssen, dass sich die Bürger rund um Calw ihren Herzinfarkt, Schlaganfall und Motorradunfall gefälligst zu Konzept 2021-verträglichen Zeiten genehmigen.


Hübsche Architekten-Entwürfe suggerieren Schein-Lösungen, ohne dass ein tragfähiges strukturelles Konzept erkennbar ist. Dass nun (nach jahrelangem Drängen) die Orthopädie in Calw bleiben soll, wird als Trostpflaster für die verstörte Region präsentiert. Doch hat der liebe Gott in uns nicht nur Knochen und Gelenke verbaut, sondern auch eine ganze Reihe weiterer Systeme, bei denen im Schadensfall nur eine sehr zügige und kompetente Hilfe den Totalschaden verhindern kann.

Zum Erhalt von Standort und Leistungsfähigkeit der stationären Versorgung in Calw gibt es nur zwei Optionen:

Entweder es werden im Hinblick auf die Grund- und Regelversorgung symmetrisch aufgestellte Kliniken in Calw und Nagold vorgehalten, oder man führt beide Einrichtungen unter einem Dach zentral zusammen. Die euphemistische Deklaration eines Zwergspitals mit unzureichender struktureller, personeller und räumlicher Ausstattung löst auch durch Hinzufügen einiger Adnexe als „Gesundheitscampus“ das Problem in keiner Weise.


Man muss nicht mit der Gabe der Prophetie gesegnet sein, um vorherzusagen, dass Patienten wie Ärzte diese Fehlplanung durchschauen und reagieren werden. Die potentiellen Patienten durch Flucht in Einrichtungen mit einer vertrauenswürdigen strukturellen Leistungsfähigkeit (sofern das Ziel in der knapp werdenden Zeit noch erreicht wird), die Ärzte indem sie sowohl als Mitarbeiter wie als Einweiser einen Bogen um das Ganze machen.

So rate ich dringend, bei der nächsten Sitzung der Gremien, gemeinsam zu beten: Herr, schmeiß Hirn ra! Übrigens hätte seinerzeit bei der Titanic eine Kurskorrektur die Katastrophe verhindert.

Von Dr. Klaus Pichler, Zavelstein
Schwarzwälder Bote, Teil Calw und Umgebung vom 12.04.2018

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